"Chain - Gang" bedeutet wörtlich übersetzt so ungefähr "eine Gruppe von Sträflingen, die durch eine Kette miteinander verbunden sind." Unsere angelsächsischen Sammlerfreunde bezeichnen mit ihrem unvergleichlichen Humor damit eine "Familie" von hochwertigen Rollfilm - Klapp - Kameras, die einige Gemeinsamkeiten haben. Diese Kamera - Familie löste die "Rollfilmkamera" im oberen Preissegment ab. Im unteren Preissegment wurde die "Rollfilmkamera" durch die Bessa abgelöst.
Die Kameras der "Chain - Gang" wurden alle im Laufe des Jahres 1932 (Virtus 1933) auf den Markt gebracht und ihnen allen gemeinsam ist eine besonders hochwertige Verarbeitung, ein ähnlicher, stabiler Laufboden und die gleichen geriffelten Knöpfe zum Weiterdrehen des Films und der Einstellung der Entfernung (bei der Bessa wurde die Entfernung allerdings direkt am Objektiv eingestellt). Den Namen "Chain - Gang" verdanken sie der Tatsache, daß eine Kette eine wichtige Rolle bei der Aufrichtung der Kamera spielt. Da bei den Kameras die Entfernungseinstellung auch bei geschlossener Kamera möglich war und das Objektiv sich selbst in Position brachte, waren diese Kameras schnell "schussbereit".
Zur Familie gehören:
- Bessa (1932, nur 1 Jahr verkauft)
- Inos II (1932 - 1934)
- Perkeo (1932 - 1934)
- Prominent (1932 - 1935)
- Virtus (1933 - 1935)
Die Bessa wurde in folgenden Ausführungen verkauft:
Die Bessa gibt es auch mit dem Fernrohrsucher der Prominent.
Die Inos II gibt es auch mit dem Fernrohr - Sucher der Prominent. Wann und in welcher Stückzahl diese Variante gebaut wurde ist nicht bekannt.
Alle Objektive hatten eine Brennweite von 5,5 cm.
Von der Kamera existieren 2 Varianten:
- die einfache Perkeo mit Rahmensucher, diese Kamera hatte keine Stütze und
- die gehobene Perkeo mit Fernrohrsucher und Stütze zum Ausklappen.
Eine in der Literatur gelegentlich gezeigte Variante scheint nur auf dem Papier (z.B. einem Katalog der Fa. Photo-Porst) zu existieren. Die Existenz dieser Kamera konnte bislang nicht nachgewiesen werden, der Sucher würde auch einen falschen Bildausschnitt zeigen:
Bei den bekannten Varianten ist der Bildauschnitt im rechten Winkel zur Filmrichtung, bei dieser "Variante" parallel zur Filmrichtung.
Die Prominent wurde als 2 - Format - Kamera verkauft, hatte aber für eine so teure Kamera eine vergleichsweise sehr primitive Methode der Formatreduzierung. Es wurden lediglich 2 gestanzte Bleche eingelegt.
Die Virtus wurde in folgenden Ausführungen verkauft:
Alle Objektive hatten eine Brennweite von 7,5 cm.
Als Besonderheit hatte die Kamera einen neigbaren Sucher zum Ausgleich der Parallaxenverschiebung. Diese Idee wurde von der Superb übernommen.
Von der Kamera existieren 2 Varianten:
- die frühe Virtus mit der seitlichen Stütze zum Ausklappen. Diese Stütze, die sich bei der kleinen Perkeo bewährt hatte, war für die deutlich schwerere Virtus ungeeignet deshalb hat
- die späte Virtus die Stütze in der Mitte, von dieser Stütze gibt es wiederum 2 Varianten, zuerst wurde die spitze Stütze in die Mitte verlagert, später wurde sie durch die hier gezeigte etwas elegantere, leicht geschwungene Stütze ersetzt.
Die Kameras der "Chain - Gang" - Familie zählen bei Voigtländer - Sammlern zu den beliebtesten Kameras überhaupt. Leider gab es wohl keinen Markt für solch teure Kameras, weshalb diese Kameras heute vergleichsweise selten und, mit Ausnahme der Bessa und der Inos II, auch teuer sind.
Im Jahr 1935 wurden die letzten Kameras dieser Baureihe verkauft. Die Bergheil, das Stereflektoskop und die "superbe" Superb wurden auch nur noch kurze Zeit in kleinen Stückzahlen verkauft und, um mit einer deutschen Sängerin zu sprechen: "Von nun an gings (für Sammler) bergab", die Bessa und die Brillant (seit 1937 aus Bakelit) wurden die großen Verkaufsschlager.