Konstruktion von Schlitten bei der Vag und einigen Rollfilmkameras

Verfasser: Manfred Beutel

Die "alte" VAG hatte im Gegensatz zu den recht aufwendig gestalteten Bergheil- und AVUS-Schlitten, eine recht einfache Ausführung. Der Schlitten ist beweglich auf zwei an dem Laufboden vernieteten Böcken angeordnet. Auf der Unterseite des Schlittens greifen zwei klammerartig ausgebildtete Führungen über diese Böcke. Damit der Schlitten etwas leichter gleitet, wurden die Führungen etwas eingefettet. Heute sind fast alle Fette verharzt. Es ist jedoch recht einfach, den Schlitten zu demontieren, die Führungen zu entfetten und mit etwas frischem Fett wieder zu montieren. Beim Zerlegen wird dann auch der Mechanismus der Schlittenverstellung deutlich. Der Schieber zur Entfernungseinstellung besteht aus einem Flachmaterial, das an der gegenüberliegenden Seite des Schiebers, wie ein kleiner Maulschlüssel geformt ist. Dieses Maul greift in einen am Laufboden befestigten Dorn. Nun ist der flache Hebel unterseitig am Schlitten, drehbar vernietet. Auf diese schlichte Art wird nun der Schlitten in gleiche Richtung wie der Schieber bewegt (Bild 1). Auf den verchromten Außenkanten des Schlittens gleitet der Standartenfuß bis zu einem kleinen Anschlag in der Schiene.



Bild 1

Um 1931 muß sich jemand überlegt haben, wie das Ganze stabiler und trotzdem einfacher und kostengünstiger zu gestalten ist. Dabei herausgekommen ist die Schienen-Schlittenkonstruktion der letzen VAG, der Rollfilmkamera von 1931 und der INOS I. Bei dieser Ausführung benötigte man nur noch zwei lackierte, am Laufboden fest montierte Schienen. Die Schienen hatten auf den Innenseiten Nuten in welchen der Standartenfuß läuft - also kein direkter Schleifkontakt zur Schienenoberfläche wie früher. Der eigentliche Schlitten wurde auf knapp die halbe Länge des Laufbodens verkleinert und läuft in einer zweiten Nut unterhalb der Nut für den Standartenfuß. Der gegenläufige Trieb des Entfernungsschiebers war technisch nicht anders zu lösen, ohne größeren Aufwand zu betreiben. Der Schieber ist unterhalb der Entfernungsskala an einem Drehpunkt befestigt. Am Ende des Schieber wurde das Flachmaterial kreisförmig ausgebildeter und mit einer Zahnung versehen. Diese Zahnung greift durch die festsitzende Laufschiene in die untere Nut des kleinen Schlitten, hier ebenfalls mit Zähnen versehen. Hierdurch entsteht die gegenläufige Bewegung der Schlittens. Da der Standartenfuß nun keinen direkten Kontakt zum Schlitten hatte (siehe vor, Standartenfuß obere Nut, Schlitten untere Nut), mußte eine Halterung geschaffen werden. Das haben die Techniker dann mit der kleinen Blattfeder und dem Einrastknopf gelöst, welche sie auf den beweglichen Schlitten geschraubt haben. Da hier wieder Kontaktreibung auftrat, mußte diese Feder verchromt werden (Bild 2).




Bild 2

Ach ja, die kleinen Fenster hatten wir noch nicht. An der kreissegmentförmig ausgebildeten Vorderseite des Standartenfußes sind kleine Metallnasen. Beim Schließen des Laufbodens greifen diese Nasen in die Fenster und arretieren den Standartenfuß, damit das Ding nicht klappert.



Die "Nasen"

"Zurück"