Die Unterscheidung zwischen Touristen- und Jagd-Gläsern einerseits und Militärgläsern andererseits ist generell schwierig, da viele Gläser sowohl privat, als auch beim Militär verwendet wurden.
Die Idee, 2 einfache Fernrohre zu einem Opernglas zu verbinden, hatte Johann Friedrich Voigtländer der für diese Erfindung 1823 vom österreichischen Kaiser das 5-jährige Privilegium (Patent) erhielt für die Herstellung des "doppelten Theaterperspektivs galileischer Bauart" - des Theaterglases.
Dieses Fernglas zeigt nun ganz deutlich, daß auch andere Ferngläser in der Frühzeit aus 2 identischen Fernrohren gebaut wurden. Konkret handelt es sich um 2 3-zügige Fernrohre, die durch ein Gestänge verbunden wurden. Das Gestänge hat bereits einen Mitteltrieb.
Die nun gezeigten Gläser sind die ersten Prismengläser überhaupt, die Voigtländer verkaufte (seit etwa 1904 gebaut). Sie wurden mit 6-facher, 8-facher, 10-facher und 12-facher Vergrößerung geliefert. Von diesen Prismengläsern gab es verschiedene Varianten: mit und ohne Mitteltrieb, alle aber mit Einzelokulareinstellung. Die ersten beiden Gläser haben den Mitteltrieb, das 3. hier gezeigte Glas hat keine zentrale Entfernungseinstellung, sondern nur Einzelokulareinstellung.
Das letzte der hier gezeigten Gläser hat bereits den erweiterten Augenabstand für "erhöhte Plastik", den von nun an alle Gläser hatten.
Alle frühen Gläser sind zu erkennen an dem Feststell-Rad mit dessen Hilfe der eingestellte Augenabstand fixiert wurde. Dieses Rad befindet sich am unteren Ende der zentralen Achse. Da Prismengläser meist ein recht kleines Einblickokular hatten, war es nötig, die beiden Gläserhälften auf den exakten Augenabstand einzustellen. Entlang der zentralen Achse waren hierfür Gelenke angebracht ("Knickverbindung"). Am oberen Ende dieser Achse war häufig eine kleine Skala angebracht, um den eingestellten Winkel abzulesen,
Ab etwa 1912 wurde ein anders Prismenglas verkauft, das ebenfalls mit und ohne Mitteltrieb geliefert wurde:
Weitere Informationen zu diesem Dienstglas unter: Militär - Gläser
Sie sehen nun ein ungewöhnliches Glas. Der Form nach ähnelt es den besten Militärgläsern der Zeit bis zum Ende des 1.Weltkriegs. Das Glas hat unterhalb des Korpus mit den Prismen 2 Verlängerungen, die dem Glas einen größeren Vergrößerungsfaktor (hier 8 * 40) geben, als dies bei kurzen Prismengläsern üblich ist.
Das Glas ist aber sehr "billig" verarbeitet: leichter Aluminium-Korpus, bezogen mit Kunstleder (Stoff, beschichtet mit Gummi), Okularabdeckung aus Gummi. Das Glas trägt die Inschrift: Voigtländer / 8 * 40 / 387223 - eine so hohe Nummer ist sehr selten, das Glas muß in den letzten Kriegsjahren gebaut worden sein, oder nach dem Krieg zum Verkauf an die englischen Besatzungsoldaten, was erklären würde, warum das Glas in GB zum Verkauf angeboten wurde.
Ein leicht abgewandelte Form der obigen Prismengläser sehen Sie nun, auffällig ist v.a. die braune Farbe des Lederbezugs (Jagdglas?).
Daneben gab es eine Vielzahl von Gläsern galileischer Bauart. Generell kann man sagen, daß Prismengläser v.a. einen höheren Vergrößerungsfaktor haben, galileische Gläser sind gewöhnlich lichtstärker und haben meist ein größeres Gesichtsfeld.
Die Beschriftung "Voigtländer (& Sohn)" der Name der Stadt "Braunschweig" (oder gelegentlich der "Braunschweiger Löwe"), die Nummer des Glases, sowie der Vergrößerungsfaktor befinden sich bei den Prismengläsern immer auf dem Korpus der die Prismen enthält.
Bei den galileischen Gläsern ist der Firmenname meist in den Einblickokularen zu finden, oder das Glas trägt den "Ring mit dem Firmennamen" am oberen Ende der zentralen Achse. Der Vergrößerungsfaktor ist praktisch nie angegeben.
Einige wenige Gläser trugen auf dem oberen Steg eine Inschrift, die das Glas näher bezeichnete:
Aus einem anderen Winkel erkennt man, daß in das Glas noch - für den Export (nach Großbritannien) - "Brunswick Germany" eingestanzt wurde:
Weitere Ausführungen zum "Ring mit dem Firmennamen" finden Sie auf der Seite Theater - Gläser.
Die beiden hier gezeigten Gläser mit dem Voigtländer-Ring haben auch hier die (versteckte) Inschrift "VAG":