Die Idee, 2 einfache Fernrohre zu einem Opernglas zu verbinden, hatte Johann Friedrich Voigtländer der für diese Erfindung 1823 vom österreichischen Kaiser das 5-jährige Privilegium (Patent) erhielt für die Herstellung des "doppelten Theaterperspektivs galileischer Bauart" - des Theaterglases. Ferngläser aller Art hießen in England für lange Zeit "Voigtlaenders".
So frühe Gläser sind selten und wertvoll. Wesentlich häufiger sind Gläser aus der Zeit nach 1900. Am häufigsten sind schwarze Theatergläser aus Aluminium oder Messing.
Theater - Gläser haben unterschiedliche Vergrößerung, diese ist jedoch fast nie angegeben. In der Regel gilt: kurzer Corpus = 2-fache Vergrößerung, längerer Corpus 2 1/2 - 3-fache Vergrößerung. Es gibt verschiedene Tubusformen. Eingeführt wurden diese Gläser ungefähr 1905.
Der "Ring mit dem Firmennamen": VOIGTLÄNDER BRAUNSCHWEIG ist bei vielen Theatergläsern angebracht. Es könnte sein (dies ist allerdings eine reine Vermutung von mir), daß Fremdfirmen Teile, oder den gesamten Corpus gefertigt haben und das jeweilige Glas unter dem Namen "VOIGTLÄNDER" vertrieben wurde. |
Es gibt von diesem Glas zahlreiche Varianten, die sich v.a. durch die Verzierung des Tubus unterscheiden - und daher natürlich auch durch den Preis.
Hier sehen Sie nun eine gelbe Variante des gleichen Glases und eine allerliebst mit Rosenmuster verzierte Variante.
Von dem selben Glas - Korpus gibt es aber auch eine schlichte Variante, mit braunem Leder bezogen, normalerweise wurde schwarzes Leder für Theatergläser verwendet.
Sie sehen nun einige mit mit Perlmutt verzierte Gläser. Perlmuttverzierte Gläser waren allgemein sehr beliebt. Manchmal war auch nur die Augenmuschel mit Perlmutt besetzt.
Das letzte Glas zeigt eine ungewöhnliche Verzierung des Korpus. Das Glas ist mit feinst ziseliertem Metall verziert und mit einer Klar - Lackschicht überzogen, die bewirkt, daß das Glas bei unterschiedlichem Lichteinfall "changiert" wie Brokat.
Die folgenden 3 Gläser sind aus massivem Silber, mehrfach punziert (= gestempelt).
Bei anderen Gläsern ist der Firmenname in die Okular-Fassung eingeprägt.
Hier zeige ich noch ein eher schlichtes Glas, das aber ungewöhnlicherweise in den Augenmuscheln die Firmeninschrift trägt und auf dem Bügel die Bezeichnung "Theaterglas" trägt.
Eine solche Beschriftung, die die Funktion des Glases angibt, ist nur von wenigen Gläsern überhaupt bekannt.
Englische Theater - Gläser
Die folgenden Gläser wurden wohl ausschließlich in Großbritannien verkauft und sind kleiner als alle mir bekannten Gläser.
Das erste Glas ist besonders klein, es ist nur 5 cm lang, in voll ausgezogenem Zustand nur 5,5 cm, der Durchmesser der Frontlinse beträgt nur 2,5 cm. Das Glas ist aus massivem Messing, der Mitteltrieb ist lackiert, die beiden Glaskörper sind vorn mit Schrumpflack lackiert, insgesamt macht das Glas einen recht moderen Eindruck und dürfte aus der Zeit um 1925 stammen.
Die 3 anderen Gläser dürften wesentlich älter sein, sie sind ebenfalls nicht viel größer:
Glas 2: 4,8 - 6,5 cm; Frontlinsendurchmesser: 2,8 cm; Messing lackiert
Glas 3: 4,5 - 6,2 cm; Frontlinsendurchmesser: 2,7 cm; Messing mit Elfenbein verziert
Glas 4: 5,5 - 7,0 cm; Frontlinsendurchmesser: 2,9 cm; Messing brüniert, Tubus lederbezogen.
Als Besonderheit hat dieses Glas "Streulicht-Blenden" (auch Gegenlichtblenden genannt), dadurch kann es optisch noch etwas vergrößert werden (7,8 cm).
Die Fa. Callaghan, später Callaghan & Co scheint um 1900 das Alleinvertriebsrecht für Voigtländer - Gläser in Großbritannien gehabt zu haben, der Name taucht auch auf Touristen - Gläsern auf. Glas 2, schwarz lackiert Glas 3 mit Elfenbein verziert Glas 4 mit Streulichtblenden, mit Köcher: Voigtländer & Sohn in Wien und Braunschweig
Prismen - Theater - Gläser
Theatergläser sind fast immer "galileische Gläser", es gab jedoch auch Prismengläser. Prismen - Theaterglas von 1907 Das zweite Glas ist so ähnlich gebaut, wie das obige, vom "Styling" her erinnert es allerdings an die frühen (Militär-) Prismengläser. Es hat 3-fache Vergrößerung und ist schwarz lackiert. Es dürfte zeitgleich mit dem ersten Glas verkauft worden sein. Schwarzes Prismen - Theaterglas mit Inschrift: "Theaterglas 3 *" Das dritte Glas trug den Namen "Perkeo", es hat ebenfalls 3-fache Vergrößerung und ist meistens vergoldet, entweder mit roter oder grüner Augenmuschel und braunem Leder oder schwarzer Augenmuschel und schwarzem Leder. Verwendet wurde Eidechsen- und Krokodilleder. Luxus - Theater - Glas "Perkeo", Metallteile vergoldet Augenmuschel rot Theater - Glas "Perkeo", Augenmuschel grün Theater - Glas "Perkeo" mit Köcher Theater - Glas "Perkeo", schwarzlackiert, Köcher mit Schminkspiegel Theater - Glas "Perkeo" mit Perlmutt Zu dem Glas wurde auch ein abnehmbarer Handgriff geliefert, der auf dem folgenden Bild zu sehen ist.
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