Beatrix, Petito und die 1. VAG

Ich danke Herrn Manfred Beutel, der mir die Bilder überlassen hat.

Um 1923 erweiterte Voigtländer sein Sortiment um eine Rollfilmkamera. Schon vor dem 1.Weltkrieg hatte die Fa. Voigtländer eine anspruchsvolle Kamera gebaut, die wahlweise mit Rollfilm oder Platten verwendet werden konnte (siehe hier). Die nun angebotene Beatrix war schlichter und handlicher. Sie wurde in folgenden Kombinationen angeboten (f = 10,5 cm):


Radiar 6,8 / Compur
Dynar 5,5 / Compur
Heliar 4,5 / Compur



Die hier gezeigte Kamera ist eine sehr frühe (extrem seltene) Variante ohne Tragegriff und Rahmensucher. Später hatte die Beatrix sowohl einen Rahmensucher als auch einen Tragegriff.

Im Jahr 1925 begann Voigtländer auch Kameras im unteren Preissegment anzubieten:
- Die Rollfilmkamera Petito
- Die Plattenkamera VAG

Beide Kameras hatten dasselbe "Innenleben" (Objektiv, Verschluß, Objektivbrett, Laufboden etc.), die Petito hatte dasselbe Gehäuse wie die Beatrix, die VAG ein einfaches Holzgehäuse. Beide Kameras wurden nur gut 2 Jahre in der denkbar einfachsten Ausstattung verkauft:

Voigtar 6,3 (10,5 cm) / Pronto





Bei beiden hier gezeigten Kameras fehlt der Tragegriff.

Die Typen von 1925 hatten als Objektiv einen "Voigtländer Anastigmat" 1:6,3 / 10,5 cm und eine andere Tragegriffkonstruktion als das spätere Modell.
Ab 1926 war die Kamera ausgerüstet mit Voigtar 1:6,3 / 10,5 cm. Das Verschlussrad des Prontoverschlusses trug jetzt die Gravur "Voigtländer", nicht mehr "Pronto". Der Schlüssel zum Weiterspulen des Films sah schon aus wie der der "Rollfilmkamera", die die Petito und Beatrix ablösten.





Die Kameras sind deshalb so wichtig, weil sie einem Umdenken in der Firmenpolitik der Fa. Voigtländer entsprangen. "Billigkameras" hatte Voigtländer bis dato nicht angeboten. Die Verwendung identischer Bauteile für eine Rollfilm- und eine Plattenkamera zeigen auch den Beginn einer industriellen Ausrichtung der Produktion, die erst in den folgenden Jahren voll zum Tragen kam.

Die seit 1927 auf den Markt gebrachten "Rollfilmkameras" und die neue VAG waren qualitativ höherwertige Kameras, und überzeugten durch ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis. V.a. die "Rollfilmkamera" erreichte hohe Stückzahlen. Ihre hier gezeigten Vorgängerinnen wurden nur in geringen Stückzahlen verkauft und sind heute gesuchte Raritäten.

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