Stereophotoskop und Stereflektoskope

Ich danke Herrn Manfred Beutel, der mir die Bilder überlassen hat.

Stereophotoskope und Stereflektoskope waren handliche Alternativen zu den zahlreichen großen Stereo - Kameras die die Fa. Voigtländer vor dem 1.Weltkrieg anbot.
Der Abstand der beiden Aufnahme-Objektive entspricht dem Abstand der menschlichen Augen, dazwischen saß das Sucher-Objektiv.
Das erste Sterophotoskop kam 1904 auf den Markt,
das erste Stereflektoskop kam 1913 auf den Markt.

0.) Stereo - Kameras anderer Hersteller

In der Anfangszeit verkaufte Voigtländer auch Stereo - Klapp - Kameras anderer Hersteller, die jedoch mit Voigtländer - Objektiven bestückt wurden. Hier sehen Sie eine Kamera der Fa. Bentzin für das Format 9 * 18, ausgestattet mit einem Paar: Collinear III 6,8 / 12 cm - Objektiven.





Stereo-Klappkamera von Bentzin mit
Schlitzverschluß / 1.Generation


1.) Das Sterephotoskop

Das erste hier gezeigte Sterephotoskop stamt aus dem Jahr 1907, es dürfte sich um die 1.Version handeln.





Das im Folgenden gezeigte Sterephotoskop wurde etwa ab 1911 verkauft. Es sieht deutlich anders aus als die 1.Version.


Die Entfernungseinstellung und die Einstellung der Blenden erfolgte über 2 Hebel, mit denen die beiden Objektive synchron eingestellt wurden. "Zwischen den Objektiven liegt ein Einstellrad für die Verschlußzeiten. Die Zeiten sind einfach durchnummeriert, von 1 bis 8, wobei 1 die kürzeste Verschlußzeit ist. Zu erwähnen ist noch, daß sich die Objektivstandarte vertikal um ca. 5 mm nach oben und ca. 3 mm nach unten verstellen lässt."


Das Stereofotoskop Fixfokus ist eine "Sparversion" des Stereophotoskops, bei der keine Entfernungseinstellung mehr möglich ist.
Bei voller Blendenöffnung 1:5,5 zeichnet die Kamera von 2,9 m bis unendlich scharf, bei voller Abblendung 1:25 von 1,0 m bis unendlich.
Vor allem wurde aber das Sucherobjektiv eingespart, die Bestimmung des Bildausschnitts war nur über einen Drahtrahmen möglich.
Die Kamera hat 2 Dynare 5,5 / 55mm als Aufnahmeobjektive.






Hier zeige ich Ihnen noch ein interessantes und seltenes Zubehörteil:

Hölzerner Kopierrahmen (um 1910) für das Sterefotoskop zur Herstellung von Diapositiven.
Es handelt sich hier um ein Multifunktionsgerät. Man kann von vorhandenen Positiven, mit entsprechendem Umkehrfilm Duplikate herstellen, man kann von Negativen wiederum auf Negativfilm Positive herstellen. Der Rahmen kann für Platten oder Film verwendet werden.





2.) Das Stereflektoskop

Das erste Stereflektoskop kam 1913 auf den Markt und war eine Weiterentwicklung des Stetreophotoskops mit erheblich besserer Ausstattung. Zuerst war die Kamera nur für das Format 4,5 * 10,7 cm erhältlich, später auch für das Format 6 * 13 cm.




Die Kamera ist mit 3 Heliaren ausgestattet, jedoch sind nur die beiden Aufnahmeobjektive als "HELIAR" (f:4,5/62 mm) bezeichnt und nummeriert. Das Sucherobjektiv trägt stattdessen den Schriftzug "PATENT IN ALLEN CULT STAATEN".
Im Gegensatz zu den späteren, bekannteren Stereflektoskopen wird die Entfernung nicht durch Verschiebung der kompletten Objektivstandarte eingestellt. Die Objektivstandarte bleibt bei diesem Modell fest und die Objektive verschieben sich in ihrem zylindrischen Tubus (synchron) vor und zurück.

Stereflektoskope wurden von in vielen Varianten verkauft von denen ich im Folgenden einige zeigen möchte:



Kleines Stereflektoskop aus dem Jahr 1923



Großes Stereflektoskop aus dem Jahr 1926



Das Stereflektoskop mit Köcher

Sein endgültiges Aussehen erhielt das Stereflektoskop 1929, dies ist die bei Sammlern bekannteste Variante des Stereflektoskops.



Die wertvollen Objektive (3 Heliare !) waren durch 3 Schutzdeckel geschützt, die meist durch Fäden miteinander verbunden wurden. Da diese Schutzdeckel leicht verloren gingen, wurden sie seit etwa 1935 durch eine feste Klappe ersetzt.




Das hier gezeigte Stereflektoskop besitzt einen sehr ungewöhnlichen Rollfilmadapter, den ich im Folgenden vorstellen möchte.


Wie sie sehen, handelt es sich um einen sehr professionell gebauten Rollfilmadapter, nur der Tragegriff auf dem letzten Bild ist irritierend: Er trägt die Inschrift "Inos II". Man könnte nun an eine Bastelarbeit denken, aber man sieht auch, daß an der Stelle, an der die Inos II den Drehknopf für die Entfernungseinstellung hat, das Leder völlig unbeschädigt ist. Handelt es sich nun um einen regulären Rollfilmadapter? Dann wäre die Beschriftung "Inos II" sicher entfernt worden. Um eine Bastelarbeit kann es sich auch nicht handeln, denn dann müsste das Loch im Leder geflickt worden sein, auch spricht die gesamte Verarbeitung gegen eine Bastelarbeit. Es handelt sich wohl um den Prototyp eines Rollfilmadapters.

Weiter oben habe ich einen hölzernen Kopierrahmen gezeigt, hier ist nun ein Kopierrahmen für das Stereflektoskop aus Metall (Beschreibung s.o.):





3.) Stereobetrachter

Es gab 2 Arten von Stereobetrachtern:
- Betrachter für Diapositive
- Betrachter für Papierbilder

Stereo-Betrachter (Opernglasform) für Dias 4,5 * 10,7 cm

Was auf dem Foto wie eine Belederung aussieht, ist in Wirklichkeit eine rauhe Metalloberfläche.








Betrachter für Papierbilder
1. Für das Format 4,5 * 10,7:



Zusammenlegbarer Stereo-Betrachter
"Westentaschenmodell"


2. Für das Format 6 * 13:

Der Korpus ist aus Holz. Der obere Knopf verändert den Abstand zur Vorlage und der untere verschiebt die Okulare horizontal. Die Verschiebung der optischen Achsen lässt sich auf einer Skala ablesen, der Abstand lässt sich zwischen 58 und 74 mm je um 2 mm verstellen.








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